Heja Heja Sverige

Reisebericht verfasst von unserer Altistin Monika von Flüe

Das Vokalensemble Dilettanti konzertiert und geniesst in der zweiten Heimat des Dirigenten.

Vom 20.-27. Juli 2024 verbrachte das Vokalensemble Dilettanti eine Woche im schwedischen Öregrund, gut 2 Std. nordöstlich von Stockholm, direkt an der Ostsee gelegen. Die Planung und Vorbereitung lag – wie schon bei den früheren Konzertreisen – in den kompetenten und umsichtigen Händen von Katharina Schulthess, Max Aeberlis Frau und selbst Dilettantimitglied. Sie hat schwedische Wurzeln und verbringt jedes Jahr mit Max die Sommermonate im eigenen Haus auf der Insel Singö – ganz in der Nähe des idyllischen Städtchens Öregrund.

Aus verschiedenen Himmelsrichtungen und mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln reisten die 35 Sängerinnen und Sänger an. Die einen bestiegen am Samstagvormittag das Flugzeug in Zürich, andere waren seit Donnerstag mit dem Zug via Hamburg/Kopenhagen/Stockholm/Uppsala unterwegs, während ein paar bereits 1 oder 2 Wochen mit Wohnmobil oder Fahrrad das Land erkundet hatten.  In 3 verschiedenen wunderbar gemütlichen Hotels fanden wir unsere Bleibe für die folgende Woche. Gross war die Wiedersehensfreude, als wir uns alle am Abend bei Apéro und Nachtessen im Restaurant Tullbaken eingefunden hatten – 35 Sängerinnen und Sänger zwischen 27 und 70 Jahren, unser Dirigent Max, die bewährte Pianistin Claudia Dischl und die kleine Nilara, alle freudig gespannt auf alles, was uns die gemeinsame Zeit bescheren wird und voller Vorfreude auf das gemeinsame Singen und Musizieren.

Bereits am Sonntag hatten wir unseren ersten Auftritt. Dazu fuhren wir mit unseren fünf Mietbussen nach dem Frühstück ins nahe gelegene Östhammar, wo wir einen lutherischen Gottesdienst musikalisch umrahmten. Den Kirchgängern gefiel’s und sie wurden «gluschtig» auf mehr.  Am Mittwochabend gab es dazu Gelegenheit, unser Konzert in Singös malerischer Kirche zu besuchen. Am Freitagabend konzertierten wir in Öregrund selbst – in der Kirche, welche uns als tägliches Probelokal regelrecht ans Herz gewachsen war. Sie ist mit den drei von der Decke schwebenden Schiffen und dem entfernt auf einem Hügel thronenden Glockenturm etwas ganz Besonderes.

Die Tage an der schwedischen Ostseeküste, dem finnischen Meerbusen, starteten bei vielen von uns mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die wunderschöne, im Morgennebel mystisch anmutende Küstenlandschaft. Einige wagten sogar den Frühschwumm im 13 Grad kalten Wasser. Das weckte die Lebensgeister und machte Appetit auf ein ausgedehntes Frühstück. Der Geheimtipp ist für die einen Kaviarpaste auf Eiern, andere ziehen die frisch gemachten Pancakes mit Erdbeerkonfitüre vor. In einem Punkt waren sich aber alle einig: der schwedische Filterkaffee ist gewöhnungsbedürftig.

Danach hiess es proben, feilen, abstimmen, perfektionieren unseres Repertoires im Gesamtchor und in den Kleingruppen. Max fordert uns in seiner gewohnt charmant charismatischen Art, so dass jeder und jede das Beste zeigen und auch mal über sich hinauswachsen will. An den Konzerten wird nur das präsentiert, was den hohen Qualitätsansprüchen unseres Dirigenten genügt. Unsere Pianistin Claudia unterstützt die Probenarbeit mit der nötigen Flexibilität und der gewohnten Virtuosität. Es ist ein Geschenk für uns alle, so eine hervorragende Musikerin die ganze Woche bei uns zu haben.

Begehrtes Ziel nach den Proben war jeweils das «Kafé Wilma», gleich gegenüber der Kirche. Ein Paradies für Schleckmäuler! Schwedentorten in verschiedenen Farben, die besten Zimt-, Kardamom- und Pistazienknöpfe und vieles mehr. Aber auch wer etwas Währschaftes vorzieht, kommt mit den Wraps, den Sandwiches, dem Crevetten-Avocadosalat voll und ganz auf seine Kosten. Die Kulinarik wurde die ganze Woche grossgeschrieben. Katharina hat die Lokalitäten und die Menus wunderbar ausgewählt. Wir haben immer und überall hervorragend diniert.

Die Nachmittage wurden individuell gestaltet. Der Möglichkeiten waren viele. Wie wär’s mit einem Kuppspiel im Garten des Hotel Flora, einer Paddelpartie auf dem nahen Paddelcourt, einem Jass, einer Abkühlung im Meer, Entspannung im Whirlpool, einem Kurztrip in die Universitätsstadt Uppsala, einer Shoppingtour, einer Kajakfahrt, in der Hängematte mit Meerblick ein Buch lesen oder einem Apéro im Hafen oder auf dem Dach des Gårdshotell Klockargården? So verflog die Zeit vor den Höhepunkten – den Konzerten am Mittwoch und am Freitag – wie im Flug.

Die Kirche in Singö platzte aus allen Nähten. Am Freitag in Öregrund hätte noch der eine oder andere Zuhörer mehr Platz gefunden. Die Programme boten einen vielfältigen Querschnitt durch unser Repertoire. Den Anfang machten jeweils Max und Claudia mit einem unterhaltsamen Klavierduo, bei dem Max buchstäblich um unsere Pianistin «herumtanzte». Dann startete die musikalische Reise mit dem Schweizer Volkslied «Du fragsch mi wer i bi» oder «s isch mer alles eis Ding» und dem schwedischen Folksong «Vem kann segla». Gemeinsam mit dem Publikum sangen wir zwei schwedische Kinderlieder aus Astrid Lindgrens «Pippi Langstrumpf» und «Michel aus Lönneberga». Das Publikum war sichtlich gerührt. Die zweite Etappe widmete sich der klassischen Chormusik von Barock bis ins 21. Jahrhundert oder von Johann Sebastian Bachs «Jesu bleibet meine Freude», von unserem Organisten Thomas Halter an der Orgel virtuos begleitet, über John Rutters «For the beauty of the earth» bis hin zu Erik Esenvalds «My song» und dem äusserst anspruchsvollen «The Tyger» von Eric Raberg. Es gelang uns gut. Max war zufrieden, das Publikum begeistert. Claudia Dischls Klavierintermezzo mit Christian Sindings «Rustle of Spring» (Frühlingsrauschen) ermöglichte uns eine Verschnaufpause vor der dritten Etappe, welche das Publikum auf eine Tour durch alle 4 Sprachregionen der Schweiz mitnahm. Die «Fanfare du printemps» von Joseph Bovet verlangte dem Chor punkto Tempo und Aussprache so einiges ab. Der letzte Teil schliesslich gehörte dem Jazz – «Alexanders Ragtimeband» und das von den Männern lustvoll interpretierte «Yes Sir, that’s my Baby», im fröhlichen Wechsel mit Claudia Dischls Ragtime – gefolgt von der humoristischen Verschmelzung von Schuberts «Forelle» mit Mozarts «Nachtmusik» in 3 Akten. Zum Abschluss zeigten wir mit «World of sports» noch unsere Choreo-Fähigkeiten. Das Publikum bedankte sich stehend mit langanhaltendem, begeistertem Applaus. Erfüllt und zufrieden liessen wir auch diesen Abend ausklingen bei einem Bier, einem Glas Wein oder gar einem Aquavit – dem skandinavischen Lebenswasser mit Kümmel oder anderen Gewürzen. Am Samstag trennten sich unsere Wege. Die Sängerinnen und Sänger verliessen Öregrund und traten die Heim- oder Weiterreise an. Es war eine wunderbare Zeit, an die wir uns alle noch lange gerne erinnern werden. Ende September treffen wir uns in Jona wieder, wo wir die Probenarbeiten für unser nächstes Projekt weiterführen werden: «Und ewig singen die Wälder»


1 Kommentar

1 Kommentar zu “Heja Heja Sverige

  1. Erich Nüesch sagt:

    Liebe Monika,
    Beim Durchlesen deines interessanten und sehr kompletten Berichts, konnte ich die wunderbare Konzert- und Ferienwoche mit Dilettanti nochmals sehr authentisch „durch träumen“.
    Vielen Dank Monika für dein Investment.
    ❤️ lichst, Erich

 

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